Samstag, 15. Oktober 2016

Liebes, zukünftiges Ich (Kurzgeschichte; 2015)


ich hoffe doch, dass es dir gut geht! Und dass du nicht mit Katzen (und wir haben eine Allergie! Das muss schon was heißen!) in einer langweiligen Wohnung versauerst, mit Gedanken an das ich, wie ich es jetzt lebe. Ich hoffe, dass du immer noch verliebt bist, womöglich sogar verheiratet und mit Kindern, wie du es dir früher immer erträumt hast.
Schreibst du denn noch? Ich hoffe doch sehr, denn die Tage, die ich am Laptop verbringe und in die Tastatur haue, sollen schließlich nicht umsonst gewesen sein. Hast du es geschafft, UdHhvG in die Buchläden zu bringen? Den Titel schreibe ich mit Absicht in der Abkürzung – denn vielleicht hat das Werk mittlerweile einen besseren, passenderen Titel erhalten als diesen langweiligen, unpassenden, den ich mir einfallen ließ, als ich die ersten Kapitel schrieb.
Wie sieht es aus mit dem Cello? Spielst du noch? Wenn du den Traum vom verglasten Wintergarten mit den tausenden Pflanzen und dem weißen Cello nicht in Erfüllung gebracht hast, komme ich lieber nicht in die Zukunft.
Hast du das Kissi noch? Du weißt, wie wichtig es mir ist. Und hoffentlich hast du „In einem Land vor unserer Zeit“ weiterhin so intensiv geguckt wie bisher und die DVD gehegt und gepflegt.
Und bevor ich dich weiter mit Fragen bombardiere, die ohnehin keinen Sinn ergeben, denn du bist ich und ich bin du, stelle ich dir nun ein paar Lebensweisheiten auf. Ich bin mir dessen bewusst, dass du als älteres Ich weitaus mehr Lebensweisheiten aufweisen kannst als dein dummes, 25-Jähriges Ich, aber das soll mich nicht daran hindern.

Lebe, wie du es immer wolltest.
Lass dich niemals unterkriegen.
Reise, bis du auch den letzten Winkel der Welt gesehen haben wirst – lass die Maya-Tempel, die chinesische Mauer und den atemberaubenden Strand der Malediven oder der Fidschi-Inseln keinen Traum bleiben.
Sei mutig, lebenslustig und immer verliebt – egal, ob in das Leben, oder in einen Mann, (Man könnte ja jetzt auch hoffen, dass der Aktuelle auch der Letzte blieb!) oder in etwas Anderes.
Und vor allem: weine nicht um diejenigen, die es nicht mehr gibt, sondern erinnere dich lieber an Momente, die dich und diese Personen zum Lachen gebracht hat.

Liebes zukünftiges Ich, ich hoffe sehr, dass du in deinem hohen Alter (he, auch 40 oder 50 ist ein hohes Alter! Ich bin 25, zur Hölle!) mit diesem Buch bei einer Zigarette und einem Kaffee irgendwo sitzt, glücklich bist und an dich als 25-Jährige und die Geschichten, die du einmal fabriziert hast, zurückdenkst.
Und ich hoffe, dass all die Tränen, die du vergossen hast und die ich noch vergießen werde, nicht umsonst waren und dass das Krönchen danach noch ein bisschen höher auf dem Köpfchen saß.

In diesem Sinne, wir sehen uns!
P.S.: Wie immer sind Milch und Kaffee alle ;-)











Nachdem ich reichlich Kurzgeschichten habe, wollte ich die alle zu einem Büchlein zusammenfassen und mir selbst schenken. Dazu brauchte ich aber eine passende Einleitung, die ich mit diesem Brieflein an mich selbst gerichtet habe. :-) 
Ich hoffe, ich konnte jemandem damit ein Lächeln ins Gesicht zaubern - mir persönlich hat es Spaß gemacht. :)